Dienstag, 28. September 2010

Best Case: Was als Notfall begann

Jetzt muss ich erst einmal nachsehen, wo ich beim letzten Mal eigentlich stehen geblieben war.
Ach ja: Die Sonde vom Freitag Abend.

Diese Sonde tat ihren Dienst und gegen Samstag Abend waren sämtliche geschwollenen Regionen meines Körpers wieder halbwegs auf Normalgröße geschrumpft.

Am Sonntag ging es dann zur vorgesehenen Zeit ins Krankenhaus und .... nichts geschah. Erst einmal. Denn Dr. Vargas hatte eine Notoperation (zwei Mädchen, die irgendwie an einem verbotenen Autorennen teilgenommen hatten und schwerst verletzt daraus hervorgingen.)
Anstatt 09:00 wurde es 14 Uhr, bis ich an die Reihe kam. Immer gut fürs Nervenkostüm, so ein Päuschen. Aber Dr. Vargas hatte uns von Anfang an beruhigt: Er haette den ganzen Tag und die kommende Nacht Dienst.

Etwas problematisch war wieder einmal das Anpieksen (canalización). Besser gesagt, es ging diesmal gar nicht während ich auf den OP vorbereitet wurde. man entschied daraufhin, mich unangepiekst in den OP zu bringen und dort wurde ich per Maske ein wenig eingeschläfert, bevor man mir dann den für Medikamenten- und Nahrungszufuhr notwendigen Piekser verpasste.

Danach ging eigentlich alles ganz schnell. Und richtig gut. Zuerst führte Dr. Vargas (unter Vollnarkose - nicht er, sondern ich) eine gründliche Endoskopie .... noch exakter gesagt eine Zystoskopie durch, mit deren Hilfe er feststellte, dass es da nichts gab, was meine Harnröhre verstopfte. Mit "nichts" sind Fremdkörper oder Auswüchse gemeint.

Mein Harnleiter ist einfach etwas zu eng - wahrscheinlich liegen da genetische Gründe vor - und außerdem ist meine Harnblase etwas verhärtet.
Dr. Vargas sah daraufhin keinen Anlass, in irgendeiner Form an mir herumzuschnippeln oder etwas zu implantieren. Prima!

Er unternahm etwas, um meinen Harnleiter ein wenig zu erweitern - was genau, habe ich nicht so richtig verstanden. Und dann setzte er mir eine neuerliche Sonde ein, die so lange drin bleiben wird, bis die Sache von sich aus wieder in Ordnung sein soll. Von maximal wenigen Wochen war die Rede.
Klar bedeutet auch dies wieder ein paar Umständlichkeiten - die größte Gefahr besteht in einer Infektion, die durch diese Sonde von außen in mein Inneres übertragen werden könnte.

Um Punkt 19 Uhr des selben Sonntags wurde ich auch schon entlassen. Herrlich schmerzfrei, was zumindest bis jetzt anhält. Mami war gestern schon kurz mit mir in meiner KiTa, um meinen Erzieherinnen dort zu zeigen, was zu beachten ist. Heute lege ich dann gleich wieder eine komplette Schicht ein.

Papi war gestern so dusselig, genau das teuerste der neuen Medikamente fallenzulassen, bevor es überhaupt geöffnet worden war. Selbstverständlich handelte es sich um eine kleine Glasflasche .... so durften wir das also noch einmal kaufen.

Jetzt warten wir ab, ob auch wirklich alles so funktioniert wie erhofft und dann widmen wir uns irgendwann wieder dem guten alten Stein, der da in meiner Galle rumpoltert.

Samstag, 25. September 2010

Vielleicht sollten wir auf Dauer ein Zimmer im Krankenhaus mieten

Ein Gallenstein?
Ach ja, stimmt, der ist ja auch noch da. Aber erstmal in etwas weitere Ferne gerückt. Mittlerweile gibt es Dringenderes.

Die Sache kam mir schon sofort am 16. September etwas komisch vor, aber da habe ich nichts gesagt, denn ich bin ja kein Arzt. Allerdings habe ich in den Kinderkrippenphysikstunden immer gut aufgepasst und deshalb fragte ich mich, warum mein Vorderausgang (aka Piepmatz-Pillemann) anschwillt, wenn dieser elende Stein doch viel weiter hinten bzw. drinnen sitzt. Irgendetwas konnte doch da nicht passen.

Am Mittwoch - da ging es zwar noch immer um den Stein, aber das Ziel war, etwaige Entzündungen und anderes potentielles Ungemach festzustellen - war ich herzlich eingeladen, meinen Piepmatz für ein paar Röntgenaufnahmen herzuzeigen. Röntgenaufnahmen mit Kontrastmittel. Und das Kontrastmittel musste an Orte in meinem Körper gelangen, an die es nur auf dem umgedrehten Pipi-Weg kommen kann. Ich bekam einen dünnen Schlauch in meinen Vordereingang eingeführt.

Wenn dies einem erwachsenen Mann ohne Beschwerden am Ausgang selbst schon verdammt weh tut, dann könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen, was diese Prozedur an meinem kleinen, entzündeten und aufgeschwollenen Piepmatz bedeutete. John Wayne hatte bei sowas immer kurz vorher ´ne halbe Pulle Whisky in sich geschüttet und dann auf ein Stück Holz gebissen. Leider bin ich noch zu klein für Whisky. Und Holz hatten die gerade nicht vorrätig in der Röntgenabteilung. GRAUSAM!!!!!

Wie auch immer .... der Arzt sagte uns die Auswertung der Bilder für kommenden Montag zu. Gebraucht hätten wir sie morgen - naja, genauer gesagt heute, am Samstag. Beim angesetzten Termin bezüglich der weiteren Vorgehensweise mit meinem Gallenstein. Den wir nun gar nicht mehr wahrnehmen werden. Natürlich haben wir die Auswertung samt der Bilder schon seit gestern (in Wirklichkeit vorgestern), Donnerstag.

Nicht dass Ihr jetzt glaubt, wir würden den heutigen Termin einfach so platzen lassen. Denn es ist gar nicht so einfach, bei diesem Arzt überhaupt kurzfristig einen zu bekommen. Aber wir haben den Doktor gestern schon aufgesucht. Besser gesagt vorgestern, eben am Donnerstag. Könnt ihr noch folgen?

Nein?

Also nochmal kurz der Reihe nach.
Am vergangenen Samstag konnten wir einen Termin mit Dr. Vargas ergattern - das ist der Arzt, der seinerzeit die Notoperation durchführte, als mein Darm geplatzt war. Dr. Vargas stellte fest, dass die Fistel verschwunden war. Und dass sich ein Stein in meiner Galle sehr wohlzufühlen scheint. Dr. Vargas gab mehrere Tests und Untersuchungen in Auftrag. Eine dieser Untersuchungen war die oben erwähnte Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel, die immerhin der Chef der Röntgenabteilung des IMSS-Hospitals N°1 in Aguascalientes am Mittwoch vornahm (und darüber bin ich froh, denn ich mag mir gar nicht vorstellen, wie ein unerfahrener X-Ray-Laboranten-Assistent mit der Situation umgegangen wäre). Das ist der Arzt, der uns die Auswertung für kommenden Montag zugesagt hatte.
Der mit Dr. Vargas vereinbarte Folgetermin wäre am heutigen Samstag gewesen. Und seine Auswertung der Röntgenbilder ist die einzige, die für uns zählt.

Aber da war dann ja dieser Donnerstag.
Mein Vorderausgang war und blieb geschwollener als geschwollen und ich hatte furchtbare Schmerzen. Irgendwann am Nachmittag hielt Mami das nicht mehr aus und bat um einen Termin bei Dr. Vargas. Der Unterschied: Dieser Termin würde in seiner Privatpraxis stattfinden und nicht im IMSS-Hospital. Was bedeutet, dass Mami und Papi einmal mehr bezahlen müssten. Was dann auch alles so stattfand.

Dieser Besuch in der Privatpraxis wurde zu dem Moment, in dem der Gallenstein (momentan) zur Nebensache degradiert wurde. Mein Harnleiter ist aus irgendeinem Grund so gut wie dicht. Und damit mussten wir uns zuerst befassen. Was Dr. Vargas auch ohne großartiges Zögern tat, indem er mir einen Termin für Sonntag gab. Einen Operationstermin. Im IMSS-Krankenhaus. Was bedeutet, dass die Kosten des chirurgischen Eingriffs von Mamis Krankenversicherung gedeckt würden.

Und dann kam der Freitag. Irgendwie immer noch heute, aber in Realität schon gestern. Solche Schmerzen hatte ich noch nie. Und um das zu behaupten, bedarf es schon gründlicher Überlegung und Erinnerung.
"Das geht so nicht mehr bis Sonntag!" - waren sich Mami und Papi einig. Mein Piepmatz war am Nachmittag ein einziger Luftballon. Also wählte Mami die Notfall-Handy-Nummer von Dr. Vargas. Der tatsächlich an einem Freitagabend bereit war, uns innerhalb von 30 Minuten zu empfangen. In seiner Privatpraxis. Per Telefon mit zwei Optionen: Er würde versuchen, per erneut-auf-dem-umgekehrten-Pipi-Weg die angestaute und schmerzverursachende Flüssigkeit abzulassen. Sollte das nicht funktionieren, dann sofort vor Ort (seine Privatpraxis befindet sich in einem Krankenhaus) die für Sonntag vorgesehene Operation. Nicht von der Krankenversicherung unterstützt.

Glücklicherweise klappte es mit Option Nr. 1.
Der Schlauch sitzt und es tröpfelt jetzt eine Windel nach der anderen voll. Und der Schlauch bleibt bis Sonntag dort, wo er ist.
Jetzt ist mir auch etwas klarer, was Dr. Vargas da am Sonntag überhaupt unternehmen wird. Eine Minisonde will er implantieren, die meinen Harnleiter dauerhaft ausreichend öffnen soll (was nicht ohne diesen oder jenen Schnitt gehen wird). Dummerweise ist mein Vorder-in-diesem-Fall-nicht-Aus-sondern-Eingang so eng, dass Dr. Vargas nicht garantieren kann, dass dies auch funktioniert. Wenn es tatsächlich nicht funktionieren sollte, dann wird wahrscheinlich eine erneute Kolostomie notwendig sein. Diesmal würde eben nicht mein Popo, sondern mein Pipi aus einem künstlichen Ausgang an meinem Bauch herauskommen.

Zumindest wird es nicht langweilig.
Denn wie auch immer diese Sache ausgeht - der nächste Kandidat namens Gallenstein bettelt ja doch schon irgendwie um Aufmerksamkeit.

Montag, 20. September 2010

Herz gut, alles gut? - oder Wohin fällt ein Stein vom Herzen eigentlich?

"Was kommt eigentlich nach der Herz-OP?" - war eine Frage, die uns in den letzten Wochen sehr häufig gestellt wurde.

Vorsichtig optimistisch - glücklicherweise und aufgrund unserer Erfahrungen - dachten wir laut und sagten leise: "Eigentlich soll es das dann erst einmal gewesen sein."

Der Beweis, wie daneben wir mit dieser Hoffnung lagen, ließ nicht lange auf sich warten. Ganz im Gegenteil begann er sich schon während meiner 3 Tage im Krankenhaus nach der Herzoperation bemerkbar zu machen ...

Zuerst aber: Was mein Herz anbelangt, ging die Entwicklung so schnell und unglaublich weiter, wie die OP selbst. Gerade eben komme ich von der zweiten Nachuntersuchung und werde ab morgen wieder in meine KiTa gehen. Die Wunde selbst ist nunmehr nichts weiter als ein ganz schmaler roter Strich, nur an den beiden Enden oben und unten ein klein wenig entzündet. Mit jedem Tag wird nun die Gefahr geringer, dass dort etwas gravierendes passiert, sollte ich tatsächlich unglücklich hinfallen und auf der Brust landen (da ich überhaupt nicht daran dachte, mich "ans Bett fesseln" zu lassen, nachdem ich nach Hause kam, hatte Papi für die ersten Tage einen gepolsterten Brustpanzer fuer mich erfunden, den ich aber schon seit einer Woche nicht mehr benutze).

Ich möchte auch nicht versäumen zu erwähnen, dass es mittlerweile allen mit mir zusammen operierten Kindern gut geht. Letztendlich waren es nämlich 15 Herzfehler, die im Zusammenhang mit dieser Aktion repariert wurden (5 waren aus Aguascalientes, die Anderen kamen aus anderen Bundesländern).
Als ich das Hospital verließ, lagen 3 von ihnen noch auf der Intensivstation, da es Probleme gab. Und eines dieser 3 Kinder wurde dann noch nach León verfrachtet und musste einer Folge-OP unterzogen werden.

So weit, so gut.

Jetzt muss ich mich ein wenig erinnern. Es war meine letzte Nacht im Krankenhaus, also von ..hmmm....ja, von Samstag auf Sonntag vor 2 Wochen, als ich plötzlich mitten in der Nacht aufwachte und zu schreien anfing. Nicht aus lauter Lust und Laune, sondern weil ich Schmerzen hatte. Schmerzen so stark, dass ich am ganzen Leib zitterte. Papi, der bei mir war, sollte später erzählen, dass ihm das Blut gefror, als er dies miterleben musste, da es ihn allzu sehr an meine ganz schlimme Zeit vor 2 Jahren erinnerte.

Mein Hinterausgang war es, der mir diese Schmerzen bescherte. Mitten in der Nacht (an einem Samstag) an Ort und Stelle wurde mir erst einmal nur ein ausscheidungsförderndes Mittel und etwas für den Schmerz gegeben, da es aufgrund des starken Antibiotikums normal wäre, etwas verstopft zu sein.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf lebten wir dann die nächsten Tage, sprich die ersten Tage wieder zu Hause. Es ging mir generell prächtig mit relativ kurzen aber sehr schmerzhaften Intervallen, wenn sich da etwas von innen her meinem Hinterausgang näherte. Nach ein paar Tagen sagten wir uns - und bekamen dies auch von der Frau Doktor bestätigt - dass dieses Problem nun nicht mehr von den Medikamenten verursacht sein konnte, welche zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht an Quantität, wohl aber an Intensität langsam abnahmen.

Also ab zum Experten. Dieser brauchte nicht lange, um festzustellen, dass sich dort in der Nähe meines Hinterausgangs eine Fistel eingenistet hatte. Na super!
Eine Pomade zum Draufschmieren und weitere Mittelchen wurden mir verschrieben. Wie Mami und Papi es da schafften, den Überblick über "Was, Wieviel und Wann?" nicht zu verlieren, ist mir unklar.

Weitere Tage gingen ins Land. Es schien ein bisschen besser zu werden mit meinen Schmerzen, woraufhin Mami und ich uns entschlossen, Papi bei seinem Landausflug (mit Übernachtung) anlässlich des "Bicentenario"s und einiger anderer Dinge zu begleiten. Das war am vergangenen Mittwoch, dem 15. September. Wie gut es mir in den schmerzfreien Momenten wirklich geht, gibt dieses kleine Video gar nicht wieder. Aber zumindest hatte Papi mal Lust, die Kamera auszupacken, auch wenn die Qualität aufgrund der Dunkelheit viel zu wünschen übrig lässt:



Alles war ganz wunderbar und wir feierten ganz prächtig alles, was es da zu feiern gab. Oftmals ist aber der folgende Tag mindestens genauso schön, da es sich eben um einen kompletten Tag dort draußen auf dem Land handelt und alles total anders ist. Die Leute, die Ruhe, die Natur ...
Diesmal kam es etwas anders. Als meine morgendlichen Schmerzen eintraten und Mami meine Windel öffnete fiel sie fast in einen Schockzustand, als sie sah, dass mein Vorderausgang etwa auf dreifache Größe aufgebläht war - in alle Richtungen. Begleitet von etwas Blut in der Windel. Somit brachen wir unseren Kurzurlaub ganz schnell ab und begaben uns in die Notaufnahme des Krankenhauses, in dem Mami arbeitet. Viel Zeit in warmem Wasser und 2 weitere Medikamente zur Entlastung dieses Überdrucks waren die erste Konsequenz. Mit der Bitte darum, einen Experten aufzusuchen, falls diese Erscheinung nicht abklingen oder erneut auftreten sollte.

Feiertage haben einen großen Nachteil.
Die meisten Experten verschwinden während einer so großen Brücke, wie sie um die Tage des "Bicentenario" gebaut wurde, aus der Stadt. In unserem Fall nicht die meisten, sondern alle.
Das Problem wurde zwar deutlich gelindert, kam aber regelmäßig zurück. Es dauerte bis zum Samstag, als wir endlich einen Spezialisten, dem Mami und Papi vertrauen, um Hilfe bitten konnten. Es handelte sich dabei um den Arzt, der vor 2 Jahren, als mein Darm platzte, mein Leben rettete.

Und dieser stellte nach genauen Untersuchungen inkl. Ultraschall eine tolle Sache fest: Die Fistel war verschwunden.
Allerdings stellte er auch mit nicht verstecktem Erstaunen eine nicht so erfreuliche Sache zweifelsfrei fest: Einen 12-mm-Durchmesser-Gallenstein. Absolut ungewöhnlich bei Kindern. Nochmal 3 neue Medikamente. Plus Laboruntersuchung meiner Ausscheidungen am Vorder- und Hinterausgang und meines Blutes, aufgrund derer am kommenden Wochenende wahrscheinlich entschieden wird, wie man diesen Klotz entfernen will. Chirurgischer Eingriff höchst wahrscheinlich. Und in der Zwischenzeit trotz allem immer wieder diese unsäglichen Schmerzen.
Mami und Papi zeigten unterschiedliche Reaktionen: Mami psychische, Papi physische.

Was das Ganze allein bisher gekostet haben mag, daran will ich lieber gar nicht denken. Mehrere Tausend Peso flossen innerhalb weniger Tage wieder einmal in die Gewährleistung meiner Gesundheit und Linderung der Schmerzen. Von dem Gedanken an großartige Weihnachtsgeschenke verabschiede ich mich besser schon einmal.

Trotz all diesen Neuigkeiten werde ich aber keinesfalls den Mut verlieren.
Dann werde ich eben noch eine Narbe haben. Und Weihnachten gibt's auch im nächsten Jahr. Wichtig ist jetzt erst einmal, diese doofen, doofen Schmerzen abzuschalten. Und zwar möglichst bald. Dann sehen wir weiter.

Bis zum nächsten Mal
gehabt Euch wohl
Euer Max

Samstag, 4. September 2010

Wenn Unbegreifliches passiert

Und wieder ist eins vollbracht.
Eines dieser Wunder, die die Damen und Herren im weißen Kittel jeden Tag unzählige Male auf diesem Planeten vollbringen.
Und je näher ich dran war, desto unfassbarer wurde es für mich.
Nahe dran ist dabei ja noch eine glatte Untertreibung - denn das Wunder fand sozusagen in mir drin statt.

Und besser hätte es anscheinend kaum laufen können.

Noch am Dienstagabend erfuhren wir, dass man die Behandlung per Vene bezüglich der Langzeitfolgen als zu risikoreich ansehen würde, also wurde von vornherein auf OP am offenen Herzen umdisponiert. Um 8 Uhr sollte es losgehen am Donnerstag, es wurde kurz nach 9 daraus.

Papi meint, für ihn sei das Beeindruckendste an dem ganzen Prozess meine Verabschiedung gewesen. Als ob ich zu einer feinen fiesta aufbrechen würde, verabschiedete ich mich strahlend und winkend von Mami und Papi, als die Ärzte mich in die Katakomben entführten, die zum Operationssaal führen. Da war nichts mit Medicomania. Und das immerhin in dem Moment, in dem es Eltern das Herz zerbrechen will. In dem Gedanken wie "Ist es das letzte Mal, dass ich mein Kind lebend sehe?" unvermeidlich erscheinen.

5 Stunden waren für die OP angesetzt, aber bereits nach 3-einhalb Stunden wurden Mami und Papi gerufen - der Eingriff wäre schon beendet. Ein kurzes und banges Restwarten und die Frau Doktor erschien mit der frohen Nachricht im Gepäck: Alles sei bestens verlaufen, ich war bereits dabei aufzuwachen und in etwa einer Stunde könnten sie mich sehen. Gleichzeitig klärte sie Mami und Papi darüber auf, dass es eine weise Entscheidung gewesen war, eine "richtige" Operation durchzuführen, denn aus verschiedenen Gründen hätte bei der "Regenschirmvariante" per Vene große Gefahr bestanden, dass sich das Implantat bald wieder gelöst hätte. Und dann hat man ein echtes Problem. Gar nicht so sehr, weil das Loch wieder unverschlossen ist, sondern vielmehr weil das Implantat dann irgendwo im Blutkreislauf herumschwimmt. Überleben unwahrscheinlich.

Direkt nach der OP kam ich auf die Intensivstation. Ein Aufenthalt hier für mindestens 24 Stunden ist obligatorisch nach einer solchen Prozedur. Und trotzdem erfüllte ich nicht einmal dieses Soll, auch hier ging es schneller. Der erste Anblick meines Körpers war trotz aller Vorbereitung und Erfahrung ein Schock für Mami und Papi. Dabei geht es nicht um die ganzen Schläuche, an die mein Körper angeschlossen war oder um die Sauerstoffmaske. Es ist die Operationswunde, die einfach furchtbar aussieht, obwohl es sich um eine blitzsaubere Sache handelt.

In der Nacht auf der Intensivstation bekam ich etwas erhöhte Temperatur, was Papi, der sich zu der Zeit im Hospital aufhielt, aber nicht in Panikzustände versetzte, da alles im Rahmen des Normalen und zu Erwartenden lag. Mit immer noch ein wenig erhöhter Temperatur wurde ich dann schon nach 20 anstatt der oben angesprochenen 24 Stunden auf mein neues Zimmer verlegt. Jetzt war Mami bei mir und ich zeigte ihr und den vielen Besuchern, wie bärenstark ich bereits wieder war. Nicht zu fassen!

Und wenn jetzt keine Probleme mehr auftreten, dann komme ich schon am Montag, sprich übermorgen, nach Hause. Und mein Leben geht irgendwie nicht nur weiter, sondern auf eine gewisse Weise beginnt es noch einmal von vorn. Und das ist fantastisch.

Danksagung

Ich möchte nicht versäumen, folgenden Personen und Institutionen meinen zutiefst empfundenen Dank aussprechen:

- dem Patrocinato Corazón Amigo für die finanzielle Absicherung
- dem Hospital Cardiológica de Aguascalientes für das Bereitstellen der notwendigen Räumlichkeiten und Ausrüstung
- dem kompletten medizinischen Team - namentlich genannt sein sollen Frau Dr. Issadora Marmolejo und Dra. Brenda - für ihre hervorragende Arbeit
- allen Leuten, die ihr Blut für mich gespendet haben; Allen, die versucht haben, ihr Blut für mich zu spenden und Allen, die bereit waren, ihr Blut für mich zu spenden
- allen Leuten, die - in welcher Form auch immer - Anteil an meiner Situation genommen haben und nehmen.


Mit ein wenig Glück wird es in den nächsten Tagen auch ein paar Fotos geben.

Und damit wünsche ich Euch ein feines Wochenende

Euer Max

 
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