Donnerstag, 27. November 2008

Strom abwärts

Sie sind nichts außergewöhnliches in Mexiko, diese plötzlichen Aussetzer der Energie, die aus der Steckdose kommt.
Der Aussetzer, von dem hier die Rede sein wird, war jedoch tendenziell eine Neuigkeit für mich, die mich traf wie ein Stromschlag. Denn der Strom wagte es, früh morgens auszufallen.

Ganz früh morgens. Um diese Jahreszeit herum ist es da noch dunkel. Ganz dunkel.
Meinen mikrogewellten Neuronenbeschleunigungskaffee hatte ich noch geschafft, stand mit rasierschaumigem Gesicht vor dem Höhlenbadezimmerspiegel, als es "Klack" machte (wusstet Ihr, dass man es HOERT, wenn der Strom geht, sobald nur zwei oder 3 elektrische Dinge in Betrieb sind?).
Aus Zeitgründen traf ich eine schnelle Entscheidung, da ich glücklicherweise noch nicht angefangen hatte, mit der Machete an Hals, Kinn und Wangen herumzukratzen. Schaum abgespült, Rasur vertagt auf einen lichteren Moment.

Ohne mir den Kopf oder sonst ein Körperteil zu stoßen, fand ich Kerzen und Feuerzeug. Prima! Es wurde Licht. Ein wenig.
Es ist kein größeres Problem, ein Kind bei Kerzenlicht anzuziehen - wenn man weiss, wo die einzelnen Kleidungsstücke sind. Da die Cabronsita selbige jeden Abend zurechtlegt, konnte ich mich an die Arbeit machen.
Es IST ein größeres Problem, bei Kerzenlicht eine Kolostomie zu versorgen, denn diese muss sehr sorgfältig behandelt, gereinigt und neu "eingepackt" werden. Mit etwas Glück - sprich fast immer - kommt dort (wohl aufgrund des plötzlich fehlenden Druckes) noch ein Kubikdezimeter Verdautes heraus, während man sich mit ihr beschäftigt. Und Maximilian lässt es sich schon manchmal einfallen, sich genau in dem Moment zu drehen. Jetzt darf man raten, wie viele Dinge dabei fein eingeschmiert werden können. Das neue Verbandmaterial, die frische Kleidung, das Bettzeug (auf dem Max liegt), Papis Klamotten und und und ...
Wenn man nun außerdem nicht vernünftig sieht, was man macht bzw. was dort passiert, dann Gute Nacht! Aber es war Guter Morgen! Schon fast an der Zeit, aufzubrechen.

In dem Moment kam der Strom zu Hilfe. Ganz einfach, indem er zurückkam. Also konnte ich prima die neuen Klamotten und Verbandmaterialien suchen. Und die Kerzen auspusten. Das riecht auch morgens toll.
Das Dumme war, dass der Strom gleich wieder ging. Jetzt war zwar keine Schweinerei mehr zu befürchten, aber .... Wo hatte ich das Feuerzeug gelassen?!!
Gefühlte Uhrzeit mittlerweile: 5 Minuten NACH spätester Abfahrt aus der Höhle.

Niklas wegen der Dunkelheit beruhigend, schon das ohne Elektrizität nicht funktionierende automatische Höhlentor im Hinterkopf, arbeitete ich "blind" weiter. Ein erstes leichtes Grau drang jetzt schon durch die Fenster herein, eine klitzekleine Hilfe.

Nun - ich schaffte es.
Bekam das Auto aus dem Tor.
Und bei Ankunft in Schule und KiTa wurde ich nicht ausgelacht, weil eines der Kinder seine Socken als T-Shirt trug.

1 Kommentare:

Andreas Bohn hat gesagt…

Ich empfehle Dir diese Notlampen, die es immer mal wieder in verschiedenen Supermärkten gibt: Man steckt sie in die Steckdose, wenn Strom da ist, wird der Akku geladen, wenn der Strom ausgeht, geht das Licht an.

Tolle Sache. Die Akkus verlieren zwar schnell an Kapazität, nach einem Jahr taugen sie nur noch für gute 15 Minuten Licht, aber das reicht zumindest bei uns für die meisten Ausfälle.

 
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